Duale Wirkung zeigt bessere Erfolge

Holsten Pharma bringt gut verträgliches SNRI-Antidepressivum mit dem Wirkstoff Milnacipran auf den Markt

Das in Frankfurt am Main ansässige Unternehmen Holsten Pharma bringt ein neues Produkt mit dem antidepressiv wirkenden Milnacipran auf den Markt. Es gehört zur Gruppe der Selektiven Serotonin Noradrenalin Wiederaufnahme Hemmer (SNRI). Sie bilden neben den SSRI (Selektive Serotonin Wiederaufnahme Hemmer) und den Trizyklika eine dritte Generation von Antidepressiva. Milnacipran vereint die Vorteile beider Gruppen bei gleichzeitiger hoher Wirksamkeit und guter Verträglichkeit. „Mit Milnacipran Holsten steht Psychiatern oder Allgemeinmedizinern ein ebenso gut verträgliches wie wirksames Antidepressivum zur Verfügung, das zugleich beim Absetzen nahezu keine Rückfallsymptome aufweist“, so der Ärztliche Direktor des Krankenhauses für Psychiatrie und Psychosomatik Schloss Werneck, Prof. H.-P. Volz.

Wesentliches Merkmal des Wirkstoffes ist seine duale Funktion bei der Wiederaufnahmehemmung von Serotonin und Noradrenalin. Serotonin wirkt in erster Linie depressiven Stimmungen entgegen, wohingegen Noradrenalin Konzentrationsstörungen und mangelnde Motivation positiv beeinflusst. Nach neueren Erkenntnissen führt die duale Wirkung zu einer Überlegenheit der SNRI gegenüber den SSRI. Dies ist besonders der Fall, wenn die Wiederaufnahme der beiden Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin etwa zu gleichen Teilen jeweils 100prozentig gehemmt werden. Diesen Idealfall erreicht zwar keiner der bekannten Antidepressiva, aber Milnacipran kommt dem näher als andere Wirkstoffe. Gemäß medizinischer Studien liegt sein Wert bei der Wiederaufnahmehemmung für Serotonin bei 100 Prozent und für Noradrenalin bei 62 Prozent. Vergleichbare Wirkstoffe aus der Gruppe SNRI erzielen bei Noradrenalin weitaus geringere Werte, zum Beispiel Duloxetin (10,6 Prozent) und Venlafaxin (3,3 Prozent). Um den gewünschten Effekt dennoch zu erreichen, muss dann eine höhere Dosierung zum Einsatz kommen.

Die Wirksamkeit von Milnacipran entspricht mit 64 Prozent Response nahezu den klassischen Trizyklika – allerdings mit erheblich besserer Verträglichkeit. Daher eignet sich der Wirkstoff vor allem zur Behandlung von Erwachsenen mit schweren depressiven Phasen. Ein positiver Effekt ist besonders beim Absetzen des Medikaments zu beobachten: Immer wieder kommt es beim Einsatz von Antidepressiva zu Problemen nach Unterbrechung oder Beendigung der Therapie. Es können bisweilen heftige Entzugserscheinungen oder Rückfallsymptome auftreten. Dann hilft oft nur noch das längerfristige „Ausschleichen“ unter Aufsicht des Arztes, in der Regel des Psychiaters. Die medizinischen Studien zeigen, dass hier Milnacipran auch bei abruptem Absetzen im Vergleich zu anderen Substanzen ein geringeres Risiko aufweist und sich hinsichtlich Entzugserscheinungen und Rückfallquoten positiv von anderen Antidepressiva unterscheidet. So liegen zum Beispiel beim Wirkstoff Paroxetin die festgestellten Absetzerscheinungen 18,4 Mal höher, weil letzterer als einziger SSRI eine hohe Affinität für muskarinerge Rezeptoren hat – ähnlich wie bei der Gruppe der trizyklischen Antidepressiva. Im Vergleich zum SSRI Fluoxetin, das wegen seiner langen Halbwertzeit als unproblematisch gilt, erzielt Milnacipran in einer Studie ebenfalls günstigere Resultate. Etwa 61 Prozent der Patienten sprachen auf die Behandlung besser an – bei nur 49 Prozent im Falle von Fluoxetin.

Es kommt bei Milnacipran anders als bei den trizyklischen Antidepressiva zu weniger Therapieabbrüchen und Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, Benommenheit und Obstipation. Ganz ohne diese Nachtteile kommt allerdings auch Milnacipran nicht aus: Häufiger als bei SSRI treten, vermutlich im Zusammenhang mit der noradrenergen Stimulation, Mundtrockenheit, Schweißausbrüche oder Verstopfung auf.

Prof. Volz: „Betrachtet man die bisherigen Ergebnisse der Studien, lässt sich feststellen, dass Milnacipran anderen Antidepressiva in vielerlei Hinsicht überlegen ist. Der Wirkstoff ist speziell für Patienten geeignet, die zuvor aufgrund starker Nebenwirkungen ihre Behandlung mit anderen Antidepressiva noch in der akuten Phase der Depression abbrechen mussten und nun dem Risiko von Entzugserscheinungen und Rückfallsymptomen ausgesetzt sind.“ Auch in der Anwendung sei der Wirkstoff gut verträglich. Bei Milnacipran treten selbst bei Überdosierungen zumeist nur geringe Nebenwirkungen in den ersten drei Therapiemonaten auf. Langzeitnebenwirkungen oder unerwünschte Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten wurden indes nicht beobachtet. Das sei besonders bei älteren Menschen mit erhöhten Verschreibungen anderer Präparate ein Vorteil. Milnacipran wird nicht über Cytochrom P-450 metabolisiert. Es treten keine CYP-abhängigen pharmakokinetischen Interaktionen auf.